#34 MENDOZA
August 2022
Wir fahren nach Mendoza, eine weitere Stadt im Norden Argentiniens. Mendoza gilt laut vielen Einheimischen, neben Buenos Aires, als die schönste Stadt des Landes.
Der Weg dahin ist aber weniger glanzvoll als die Stadt selbst. Die Distanzen hier sind einfach gewaltig. Wir fahren 200 Kilometer und kommen nicht an einem einzigen Dorf vorbei. Nur Pampa – Kilometer für Kilometer brettern wir durch die trockene Wüstengegend. Nur einmal unterbricht eine Mautstation die Strecke. Zwei junge Frauen sitzen hier in einem kleinen Häuschen, bedienen per Hand die Schranke und langweilen sich wahrscheinlich zu Tode. Ihr Arbeitsweg ist auch nicht der Kürzeste, in beide Richtungen ist es über eine Stunde Fahrzeit zum nächsten Ort. Ähnlich einsam wie die zwei Mädels sitzt der Parkranger vom Nationalpark Sierra de las Quijadas in seinem Häuschen und freut sich als wir unser Auto auf dem leeren Parkplatz abstellen. Er erklärt uns mit größter Sorgfalt alle Wanderrouten. Nach der ausführlichen, gutgemeinten und scheinbar auswendig einstudierten Einführung machen wir uns über sandige Straßen auf ins Herz des Nationalparks. Im Rückspiegel winkt uns der Parkranger noch nach, ich habe den Eindruck, dass er am liebsten mit uns mitgegangen wäre. Jetzt sitzt er wieder alleine in seiner Hütte und wartet auf neue Besucher. Währenddessen haben wir das Glück und können die normal so scheuen Vicunas aus nächster Nähe beobachten. Nachdem wir hier ein paar schöne Stunden und eine ruhige Nacht zu verbringen konnten machen wir uns auf nach Mendoza.
Angekommen in Mendoza finden wir einen wunderschönen Campingplatz. Hier kommen wir seit langem wiedermal in den Genuss einer wirklich heißen Dusche mit reichlich Wasserdruck. Das Verwöhnprogramm geht in der Stadt weiter, es gibt etliche gute Restaurants und vor allem Eisdielen. Argentinier lieben Helado, eine Gemeinsamkeit die Flo und ich mit ihnen teilen. Und die Argentinier meinen es gut mit uns, wenn wir hier eine Kugel Eis bestellen hat diese die Größe von mindestens 3 „normalen“ Kugeln. Mit langen Metalllöffeln wird kunstvoll Eis zu einer Kugel drapiert und durch drücken und rumschmieren wird ein gewaltiger Ball geformt. Diese perfekte überdimensionale Kugel auf der Waffel landet aber schlussendlich doch immer umgedreht in einem Kartonbecher, da es sonst unmöglich ist die Kugel ohne tropfen und kleckern zu essen.
Jeden Tag wählen wir einen anderen Plaza um unser Eis zu verspeisen oder einfach nur die Aussicht von der Parkbank aus zu genießen. Glücklicherweise bietet Mendoza gleich 5 Plätze an, die in das schachbrettartige Stadtbild integriert sind. Der Mittelpunkt ist die Plaza Independencia, der Platz ist so groß und grün dass er eher einem Park gleicht. Mendoza ist eine einzigartige Oase und wird seit Jahrhunderten ausschließlich mit Andenwasser versorgt. Alles Grün (und das ist reichlich) wird ausschließlich künstlich bewässert. Erstaunlicherweise ist hier kein einziger Busch oder Baum heimisch. Wir befinden uns mitten in der Wüste. Allein durch Menschenhand wird die ganze Stadt begrünt. Das größte Meisterwerk ist wohl der weitläufige Parque General San Martin, dieser gilt besonders an Wochenenden als beliebtestes Ausflugsziel der Mendocinos. Mit Kind und Kegel fallen sie über den Park her. Neben einigen gemütlichen Menschen die auf Decken ihren Matetee genießen scheint hier jeder Zweite Sport zu treiben. Im künstlich angelegten Lago Regatta wird gerudert, man sieht verschwitzte Jogger, Mädels auf Inlineskates und Fahrradfahrer in Tour-de-France Montur.
Beim Verlassen des Parks bewundern wir noch das majestätische Park-Tor. Wir erhalten die Information das dieses Tor von den Argentiniern preiswert erworben wurde. Kurioserweise wurde es eigentlich in Europa für die Stadt Istanbul hergestellt, diese rückten aber kurzfristig von ihrem Kaufvertrag zurück. Also machten die Mendocinos wie Laura sagen würde einen „Schnapper“ und beschafften sich das Tor günstig. Angekommen mussten nur noch die Halbmonde entfernt und durch Kondore ersetzt werden. Jetzt zieren schöne goldfarbene Ornamente, das Stadtwappen und ein mächtiger Kondor die schwere Eisenkonstruktion.
Wir genießen die restlichen Tage in dieser grünen, jungen Stadt aber langsam wird es Zeit und wir ziehen weiter. Es geht über die Anden nach Chile, wir verlassen Argentinien fürs Erste. Aber es wird ein baldiges Wiedersehen geben…

















