#32 CAFAYATE

August 2022

Von Salta machen wir uns auf in den Nordwesten Argentiniens. Der Weg führt durch die Quebradas de las Conchas, hier finden wir eine ähnliche Landschaft vor wie im Süden Boliviens. Die roten Steine und wunderschöne Schluchten lassen uns staunen. Unglaublich was Regen und Wind für malerische Formationen hinterlassen. Wir übernachten in Cafayate, einer kleinen charmanten Stadt. Zu unserer Freude tummeln sich einige freilaufende Esel in der Stadt rum. Meist befinden sie sich am Plaza de Armas und „mähen“ dort die Wiesen, manchmal plündern sich auch Müllkübel und hinterlassen eine gewaltige Sauerei. Aber nicht nur das Städtchen ist nett auch die Gegend um Cafayate ist einzigartig. Auf dem sandigen trockenen Boden gedeihen Trauben wunderbar. Da wir gerade im Spätwinter reisen finden sich aber keine süßen Trauben an den Reben, nicht mal Blätter sind gesprossen. Lediglich kahle braune Rebstöcke erstrecken sich hunderte Meter weit über die Felder. Wenn wir schon nicht die üppigen Weinfelder bestaunen können werden wir wenigstens mit einer riesigen Weinauswahl in den Läden vertröstet. Obwohl wir nicht so viel von edlen Tropfen wie Marissa und Elias (den Top-Sommeliers im Klostertal) verstehen, testen wir uns durch einige Weinsorten. Aber mit solch einer Weinverkostungen am Vorabend hat der folgende Vorfall nichts zu tun – versprochen:

Wir machen uns morgens früh auf um wandern zu gehen, leider stellt sich heraus das der Startpunkt des Weges wieder mal gut versteckt ist. Wie so oft ist hier nichts beschildert und man findet den Pfad nur auf gut Glück. Als wir rechts ran fahren um uns zu orientieren passiert das Unerwartete. Fu**, als wir weiter fahren wollen stecken wir fest, die Reifen drehen nur noch durch. Im Eifer des Gefechts haben wir nicht bemerkt das sich genau an dieser Stelle des Straßenrandes weicher Sand befindet. Na super, zuerst finden wir den Weg nicht und jetzt stecken wir auch noch fest. Leider nützt uns auch der Allradantrieb nichts mehr. Ziemlich ärgerlich, wir haben schon viel abenteuerlichere und vor allem abgelegenere Routen gemeistert und jetzt stecken wir direkt am Straßenrand fest. Wenigstens können wir hier an einer relativ gut frequentierten Straße auf Hilfe hoffen. Wir probieren es auf die altmodische Art und ich stelle mich an die Straße und versuche Autos aufzuhalten. Einige lassen uns links liegen, andere halten an können uns aber nicht helfen. Wir selbst haben kein Abschleppseil dabei, dass macht die ganze Angelegenheit auch nicht einfacher. In der jetzigen Situation können wir uns nicht erklären wie bescheuert wir waren zu Hause nicht daran zu denken ein Abschleppseil einzupacken. Wahrscheinlich waren wir zu optimistisch, dass wir es sowieso nicht brauchen werden. Wir stehen immer noch wie bestellt und nicht abgeholt am Straßenrand bis nach circa 30 Minuten ein weißer Pick-Up auftaucht, ich winke und er hält an. Als ich näher komme sehe ich die Aufschrift „Policia“. Hervorragend die werden uns bestimmt helfen. Ich erkläre ihnen unsere Situation, nach dem sie uns erstmal ordentlich ausgelacht haben sind sie dann auch sehr nett und hilfsbereit. Leider haben sie auch kein Abschleppseil parat, aber der Chef-Polizist weist direkt seine Kollegen auf der Rückbank an auszusteigen. Er meint dann werden wir halt versuchen zu schieben. Wir sind überrascht das sie sich auch noch die Finger schmutzig machen wollen, wir wären schon dankbar, wenn sie uns jemand rufen der uns rausziehen kann. Aber nein, keine 2 Minuten später stehe ich mit 4 Polizisten hinter dem Bus. Uno, dos, tres und mit aller Kraft bewegt sich der Bus schon nach vorne. Nochmal das gleiche Spiel und wir stehen schon wieder auf Asphalt. Leider stand die junge Polizistin direkt hinter dem Rad und wurde von oben bis unten mit Sand verdeckt. Aber sie nimmt es uns zum Glück absolut nicht übel, die Polizisten freuen sich das sie uns helfen konnten und wir sind heilfroh das wir sie angetroffen haben. Auch wenn sie zuerst nichts annehmen wollen kann ich ihnen, trotz Widerwillen, ein Trinkgeld zustecken. Nach Peru und Bolivien eine ungewohnte Situation wenn ein Polizist kein Geld annehmen will, bis jetzt haben uns alle nur versucht Geld aus der Tasche zu ziehen. 😊 Zum Abschluss fragen sie uns noch ob sie mit uns ein Foto machen dürfen, da nutzte ich die Situation und schieße auch ein Bild mit unseren Helfern. Wir werden die vier bestimmt nicht vergessen, sie haben uns trotz der peinlichen, unangenehmen Situation den Tag versüßt. Nach den ersten Schwierigkeiten finden wir dann auch den Wanderweg und machen uns noch einen schönen Tag unter der brennenden Wüstensonne. Auf unsere To-Do-Liste steht jetzt: Abschleppseil kaufen.


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