#30 TUPIZA
Juli 2022
Von der unwirklichen Gegend der Salzwüste in Uyuni zieht es uns weiter nach Tupiza. Hier finden wir eine weitere ungewöhnliche Landschaft vor. Auf 3.000 Höhenmetern liegt das kleine Städtchen Tupiza umgeben von allerlei Felsformationen.
Die roten Steine erinnern an den wilden Westen. Diese Gegend eignet sich nicht nur hervorragend für Hollywood-Produktionen, er war sogar in Wirklichkeit Schauplatz einer solchen Geschichte. Im Jahr 1908 verübten die berühmten amerikanischen Banditen Butch Cassidy und Sundance Kid ihre letzten Raubüberfälle in Tupiza. Nach diesen Aktionen wurden beide von der bolivianischen Armee in die Enge getrieben. Nach einer Schießerei, bei der die Räuber verletzt wurden, hat Cassidy seinen Partner erschossen und anschließend Selbstmord begangen. Die Geschichte von den zwei Bank- & Eisenbahnräubern wurde 1969 verfilmt. Allerdings können wir beide mit Westernfilmen nicht viel anfangen, vielleicht ist das auch unserem Alter geschuldet. Ohnehin können wir diese Bildungslücke vor Ort nicht schließen, es ist aktuell nicht möglich den Film anzuschauen. Die Internetverbindung ist wieder mal katastrophal schlecht. Hier werden wir ob wir wollen oder nicht, alle paar Tage zu Social-Media-Detox gezwungen. Klingt romantisch in Zeiten wie diesen nicht ständig sein Handy um sich zu haben. Manchmal ist es auch befreiend sich nicht um irgendjemand oder irgendetwas scheren zu müssen. Das Ganze bringt aber auch die Herausforderung mit sich, uns mit uns selbst beschäftigen zu müssen. Auch das klingt romantisch, ist es aber größtenteils ganz und gar nicht. Wahrscheinlich braucht es auch diese Situationen damit wir wenigstens ein wenig „gschieder“ nach Hause kommen. 😊 Abgesehen von davon sind wir zwei immer relativ planlos unterwegs, da kommt das schlechte Handynetz auch sehr ungelegen. Wir übernachten zwar an einem Campingplatz der normalerweise WLAN haben sollte, allerdings haben wir hier seit einigen Tagen schon keinen Strom mehr. Die Arbeiter versuchen täglich auf wackligen Leitern die Stromkabel der Nachbarn zu entwirren, die alten Kabel auszusortieren und neue zu verlegen. Aber hier dauert alles ein wenig länger. Da wird unsere Recherche wieder erschwert, aber auch hier müssen wir Lösungen finden. Wohl oder übel muss ich wieder irgendwelche Leute ansprechen, was wir hier in der Region unternehmen können, wie wir dahin kommen und und und. In diesen Momenten bereue ich schmerzlich das ich meine Spanisch-Schule wieder ein wenig schleifen lassen habe. Alleine der Gedanke das mein Onkel Martin zu Hause mit mir Spanisch sprechen wird treibt mir schon kalten Angstschweiß auf die Stirn. Obwohl meine Spanischkenntnisse meilenweit vom Martin-Niveau entfernt sind kommen wir irgendwie immer zu recht und bekommen alle unsere Infos. Diesen Gesprächen kommen wir hier nicht aus, egal ob wir nach dem Weg fragen, ein Busticket kaufen wollen oder einfach nur was guten Essen möchten. Aus der Komfortzone treten zu müssen bringt schlussendlich auch wunderbare Bekanntschaften mit sich. Wahrscheinlich braucht es auch diese Erfahrungen um „gschieder“ zu werden. Und die Fragerei hat sich gelohnt, wir bekommen super Tipps und setzten diese gleich um. Wir wandern durch wunderschöne enge Täler, vorbei an Kakteen und unwirklichen Felsformationen. Genießen die Aussicht und die Abgeschiedenheit, nur selten treffen wir einen anderen Wanderer. Besonders um einen Hinweis einer netten Dame waren wir heilfroh. Auf dem Weg in den Inca-Canyon muss man vorbei an der örtlichen Müllhalde. Die Frau meint wir sollen uns unbedingt mit Stöcken zu bewaffnen, hier gibt es duzenden Straßenhunde. An der Deponie angekommen kämpfen wir uns vorbei an etlichen kläffenden Hunden und sind erleichtert, dass die meisten Vierbeiner irgendeinen Essensabfall interessanter finden als uns. Spätestens hier kommt die Erkenntnis das diese Information das (angeblich) allwissende Internet nicht gehabt hätte.














