#29 SALAR DE UYUNI
Juli 2022
Wir fahren wieder an einigen Bergbau-Dörfern vorbei in die Silber-Stadt Potosi. Wer es hier wagen will, kann wie Joko in der Fernsehsendung Duell um die Welt in einer Miene mitarbeiten. So mutig bin ich allerdings nicht, alleine der Gedanke in einem dunklen, engen Schacht hunderte Meter im Berg zu sein löst in mir schon ein beklemmendes Gefühl aus. Wir fahren lieber weiter nach Uyuni, eine Kleinstadt am Rande des größten Salzsees der Erde. Hier finden wir ein winziges Hotel in dessen Innenhof wir die Nacht verbringen können. Auf dem Weg zur Dusche trifft Flo eine Bolivianerin die perfekt deutsch spricht. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt mit Claudia, die ein Jahr in Zürich gelebt hat. Damals hat sie auch Vorarlberg besucht, sie ist allerdings nur bis Dornbirn vorgedrungen. Claudia ist eine von vielen deren wir unsere Adresse gegeben haben, mit dem Anliegen uns zu besuchen. Wir sind gespannt ob wirklich mal eine Bekanntschaft aus Südamerika bei uns zu Hause vorbeischaut.
Als uns die ersten Sonnenstrahlen wecken verharren wir noch einige Minuten unter der Bettdecke aus bis sich Bus ein wenig erwärmt hat. Jetzt trauen wir uns ins eisige Freie und unsere Tour auf den Salar de Uyuni kann starten. Der See auf über 3.500 Höhenmetern ist nicht nur die größte zusammenhängende Hochsalzwüste der Welt, sondern auch die größte Lithiumreserve der Welt. Allerdings ist die Lithiumgewinnung aufgrund des Wassermangels fast unmöglich. Trotzdem scheuen sich Konzerne wie Toyota, VW und Mitsubishi nicht davor hier das Rohmaterial abzubauen und es anderswo zu bearbeiten. Neben Lithium finden sich aber auch andere Materialien wie Natrium, Magnesium und Bor im Überfluss auf dieser Fläche.
Und genau diese Mineralien machen Flo ein wenig Kummer. Unser rostfreier Bus soll nun einer solch großen Salzmenge ausgesetzt werden? Aber zum Glück hat uns Marco zu Hause den Bus noch mit ein paar (duzend) Dosen Unterbodenschutz eingelassen. Flo nickt mir zu und meint, wenn wir den Bus bei der Rückfahrt gut waschen lassen, sollte es kein Problem sein. Auch wenn ich merke das es ihm ein wenig Herzschmerz bereitet ist er bereit dazu den See zu befahren. Spätestens als wir das erste Mal das schier unendliche Weiß bestaunen können sagt er: das hat sich auf alle Fälle gelohnt. Ohne Sonnenbrille ist der Anblick gar nicht möglich, die Sonne reflektiert das Licht extrem auf dem riesigen weißen Spiegel. Wir brettern vor uns hin und folgen den Spuren im Salz, da es keine Beschilderung gibt. Aber es klappt, wir erreichen nach circa 2 Stunden die Isla Incahuasi. Eine von Kakteen übersäte Insel die sich über der große Salzfläche erhebt. Wir erkunden die ganze Insel, bestaunen die gewaltigen Kaktusgewächse und genießen den ungewöhnlichen Ausblick in die Ferne. Während wir uns ein Mittagessen zaubern fahren immer mehr Jeeps an, die mit Touristen hier Ausflüge machen. Die Fläche vor der Insel füllt sich. Solange die Touristen die Insel begehen unterhalten wir uns auf dem Parkplatz mit den Jeep-Guides. Und die Gespräche verunsichern uns sehr. Eigentlich wollten wir hier auf dem Salzsee übernachten. Wir haben einige Männer befragt aber die meisten befürchteten ein Problem mit unserem Dieselmotor. Die Nächte hier sind eisig kalt mit Temperaturen von -10 bis -15 Grad. Hier in Bolivien wird dem Diesel nur auf Wunsch Frostschutz beigesetzt. Leider bekommen wir diese Info erst jetzt wo wir schon mitten auf dem Salar de Uyuni stehen. Die Guides befürchten das unsere Dieselleitungen einfrieren werden. Wieder verlasse ich mich dankbar auf die Meinungen der Einheimischen und die Erfahrung von Flo. Wir gehen das Risiko sicherheitshalber nicht ein. Also machen wir uns am späten Nachmittag wieder auf den Weg raus aus der Salzwüste. Und das schmerzt sehr, ich habe mich auf die einsame, ruhige Nacht irgendwo im nirgendwo gefreut. Die Sterne in der menschenleeren Natur zu beobachten muss ich mir auch aus dem Kopf schlagen. Jetzt werden die Sterne wieder von der Stadt aus bestaunt, auch wenn der Lichtsmog das Ganze ein wenig behindert sehen wir viel mehr Sterne als zu Hause.
Im Dunkeln erreichen wir eine Waschanlage, die Jungs haben schon Feierabend aber morgen früh um neun sollen wir gleich die Ersten sein die eine Spezialwäsche erhalten. Sie sind so nett uns lassen uns auf ihrem Gelände übernachten. Morgens um halb 10 kommt dann der erste Arbeiter gemütlich mit einem Gebäck in der Hand um die Ecke. Gegen 10 Uhr sind dann die restlichen auch langsam eingetrudelt. Jetzt muss nur noch ein riesiger Topf Wasser gekocht werden um die Pumpen zu enteisen. Bis die winzige Flamme das Wasser erwärmt hat geht nochmal eine knappe halbe Stunde ins Land aber gegen Mittag ist dann alles erledigt und wir können weiter.
Wir halten noch an einer Tankstelle und die üblichen Verhandlungen gehen wieder los. Hier in Bolivien gibt es einen nationalen (ca. 3 Bolivianos) und einen internationalen (ca. 9 Bolivianos) Sprit-Preis. Da wir ein ausländisches Kennzeichen haben müssten wir eigentlich den teureren internationalen Preis zahlen. Aber jeder Tankstellenangestellte lässt hier mit sich verhandeln. Größtenteils klappt es, wenn ich nett darum bitte irgendein bolivianisches Kennzeichen anzugeben. Aber manchmal sind sie auch hartnäckiger. So muss ich ebenfalls ein wenig störrisch und standhaft bleiben um einen Preis zwischen 3 und 7 Bolivianos raus zu handeln. Zu unserem Glück sind die Bolivianer freundliche Menschen, die man mit einem Lächeln relativ schnell überzeugen kann. Die Dieselknappheit bemerken wir auch, oft gibt es an Tankstellen gar keine Dieselsäulen oder der Diesel ist gerade ausverkauft. Da wir aber immer sehr vorausschauend tanken sind wir nie in die Not gekommen ohne Diesel dazustehen.
Auch wenn der Ausflug nicht ganz wie geplant verlaufen ist haben wir neben Diesel auch reichlich Erinnerungen getankt. Der strahlend blaue Himmel mit dem Kontrast der weißen Salzkruste, ist ein seltsamer aber fantastischer Anblick den wir sicher nicht vergessen werden.











