#24 AREQUIPA

Juli 2022

Nächster Halt. Arequipa. Man könnte meinen, wir seien irgendwo falsch abgebogen und mitten in einer andalusischen Stadt gelandet. Wären da nicht die gewaltigen Vulkane, die diese Stadt umzingeln. Wir staunen nicht schlecht als wir die sogenannte „Cuidad Blanca - Weiße Stadt“ erreichen. Alles ist aufgeräumt, die Architektur sehr europäisch und mit dem weißen Vulkangestein „Sillar“, dem die Stadt ihren Namen verdankt, fast schon elegant. Wir entdecken alle Winkel, Straßen, Kirchen, Märkte und Plätze. Besonders an sonnigen Morgen schimmert Arequipa an allen Ecken. Die Sonne hat ohnehin eine besondere Partnerschaft mit der zweitgrößten Stadt Perus und scheint für diese Schönheit fast 300 Tage im Jahr. Bei so viel Sonne werden sogar die Nüziger neidisch. 😊 Fast so häufig wie die Sonnentage spüren die Bewohner kleine Erschütterungen. Die Stadt befindet sich im vollen Erdbebengebiet, umgeben von aktiven Vulkanen. Arequipa ist deshalb so europäisch angehaucht, da es die Spanier waren die beschlossen haben genau hier die Stadt aufzubauen. Die Inkas haben ihnen von diesem Standort abgeraten, sie nutzten dieses Gebiet lediglich zur Landwirtschaft. Aber wiedermal dachten die Spanier schlauer zu sein als die Einwohner. Heute weiß hier jedes Kleinkind, wie es sich im Erdbebenfall zu verhalten hat. Bei leichtem Schaukeln, erheben die Arequiper nicht mal ihre Köpfe. Aber alle paar Jahre werden sie stärker von Erdbeben heimgesucht. Zuletzt im Jahr 2001. Die Stadt wurde in Trümmer gelegt. Wenn man aufmerksam die Gebäude betrachtet fällt einem auf das sich das weiße Gestein oft unterscheidet. Besonders Türme, Fenster und Türrahmen mussten erneuert werden. Etliche Risse zeugen vom Schreck. Aber wie man so schön sagt: Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes ist. Der Großteil der Innenstadt von Arequipa ist ein Unesco-Kultur-Erbe. Somit ist es unglaublich schwierig etwas an den Gebäuden zu verändern, da alles unter dem Denkmalschutz liegt. Aber nach dem Erdbeben 2001 haben viele freche Hausbesitzer die entstanden „Schäden“ genutzt und etliche Fenster und Türen in die Wände geschlagen. Jetzt gibt es an den denkmalträchtigen Gebäuden große Schaufenster, riesige Eingangstüren und Fenster an denen die Restaurantbesucher das Treiben auf der Straße beobachten können. Auch wir genießen die Gastronomie, hier gibt es wirklich gute und coole Läden. Aber für uns (Vali bitte diesen Absatz überspringen) ist die McDonalds-Nachtischt-Bude das Beste Lokal in der Stadt. Wir trauen uns bei den örtlichen Eisdielen meist keine Kugeln zu kaufen, da die Gefahr von Salmonellen und Lebensmittelvergiftungen einfach immer präsent ist. Aber die Gelati-Sehnsucht ist groß, da kommt ein Mc Sundae mit Schokosoße wie gerufen.

In Arequipa gibt es einige sehr interessante Museen unter anderem das der Mumie Juanita. Ein Mädchen aus dem 15. Jahrhundert, die 1995 vom Gletscher eines Berges freigegeben wurde. Hier erfahren wir alles über die Opfergaben und Zeremonien der Inkas. Wir schätzen es sehr das immer geführte Touren angeboten werden, sogar zu einem super günstigen Preis. Ein weiteres Highlight ist das Monasterio de Santa Catalina. Das wohl größte Kloster, das wir bislang gesehen haben. Im 20.000 Quadratmeter großen Komplex lebten fast 400 Jahre lang, in äußerster Abgeschiedenheit, etwa 450 Nonnen mit rund 2000 Mägden. Jede der wohlhabenden Ordensfrauen hatte einen eigenen Gebäudetrakt. Wir betreten eine Stadt in der Stadt, mit verwinkelten Gassen, Plätzen mit schattenspendenden Orangenbäumen, Kreuzgängen und Kapellen.  Das Kloster ist in wunderbar, kräftige Farben gehüllt. Das satte Blau und die verbrannten Rottöne erinnern uns an die Terrakotta-Bauten des Mittelmeers. Die Geranien vom weit entfernten Süd-Europa unterstreichen den spanischen Touch noch mehr. Allerdings bräuchten die meisten Geranien dringend die erfahrene Pflege von Oma Wiltrud, mit ihrer Hilfe würde der Ort in voller Pracht blühen. Die Peruaner sind beim Kartoffelanbau um einiges geschickter, als bei den Blumen. Was man den Peruanern allerdings hoch anrechnen muss, sie sind wirklich zähe und fleißige Menschen. In der Stadt sehen wir viele ältere Menschen die noch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Wir sind verwundert, haben vielleicht auch ein wenig Mitleid mit den Omis und Opis die hier bei der Kälte in der Stadt stehen und versuchen ihre kleinen Artikel an den Mann zu bringen. Da lernt man das Pensionssystem von zu Hause erst zu schätzen. Auf dem Weg zum Campingplatz laufen wir immer an einer Tafel vorbei, hier werden nicht nur Obdachlose verköstigt. Nein, vor allem Pensionisten kommen mit ihren Tupperdosen und lassen sich Suppe einpacken. Besonders eine Oma hat es uns angetan. Jeden Tag in der Dämmerung kommt sie an den Plaza de Armas mit ihrem improvisierten Verkaufsstand auf dem Rollator und einem kleinen Hocker. Sie verkauft im Dunkeln bei Kerzenschein feine Schoko-Erdbeeren. Ich kaufe ihr jeden Tag etwas ab und zahle ein wenig mehr als üblich. Am letzten Tag fällt es mir schwer ihr zu sagen das wir ab morgen weg sein werden. Sie gibt uns noch einen Segen dankt Pachamama für unsere Bekanntschaft. Diese gutmütige Señora wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Dankbar verlassen wir diese schöne Stadt und machen uns auf ins Colca-Canyon - das Tal der Condore. In der Hoffnung auch welche anzutreffen…


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#25 COLCA CANYON

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#23 POZUZO, OXAPAMPA, TARMA