#20 HUMANTAY SEE

JUNI 2022

Auf Anraten einer unserer Mitreisenden fahren wir nicht mit einer geführten Tour, sondern auf eigene Faust zum Humantay See. Gesagt getan. Wir suchen uns einen schönen Tag aus und starten mit Wanderschuhen im Gepäck Richtung Mollepata.

Auf dem Weg sehen wir plötzlich eine Straßensperre. Stimmt da haben wir doch was gehört aber irgendwie unbewusst verdrängt. Mit einem Blick erhaschen wir noch 7 Uhr–12 Uhr und 13 Uhr–18 Uhr. Wunderbar, wir freuen uns denn als wir ankommen ist es 10 Uhr. Perfekt schaffen es locker noch durchzufahren. Vorne angekommen fuchtelt uns eine Frau schon wild zu, sie sagt uns sichtlich genervt das die Straße geschlossen ist. Jetzt verstehen wir es erst, die Zeiten sind die Angaben wann die Straße gesperrt ist und nicht wann sie geöffnet ist. Also ist sie nur eine Stunde mittags und nachts offen. Von einer Sekunde auf die andere verändert sich unser Lächeln in lange Mundwinkel die gerade mit der Realität konfrontiert wurden. Nützt nichts. Wir warten schlagen die Zeit tot, fahren in den nächsten Ort und spazieren ein wenig rum. Als wir uns mit einem älteren Herrn unterhalten sagt er wir sollen es um 11 Uhr versuchen, wenn die Frau an der Grenze gut gelaunt ist dürfen wir mit den Baustellenfahrzeugen die Straße passieren. Daraufhin rasen wir wieder zur Grenze, da es schon kurz vor 11 ist. Trotz meinem Lächeln ist die Frau ist aber ähnlich genervt von uns wie beim ersten Mal und lässt uns abblitzen. Jetzt stehen wir hier und schauen den LKW´s zu wie sie hochfahren. Eine Stunde später sind dann auch wir an der Reihe und können endlich los. Es geht 30 Kilometer über unbefestigte, enge Straßen hinauf auf 3800 Meter.

Oben angekommen sind wir glücklich das es so ruhig ist. Wir packen langsam unsere Sachen aus und haben mit dem Wandern eigentlich schon abgeschlossen. Da es schon so spät ist wollen wir morgen rauf auf den Berg, aber ein Sherpa (ja die gibt es da!) rät uns, wenn wir fit sind jetzt noch den Aufstieg zu wagen. Morgen seien unzählige Touristen unterwegs. Wenn wir ein wenig Gas geben geht es sich vor Sonnenuntergang noch aus. Ok, dann los. Als er meinte, wenn wir fit sind, wurde ich schon ein wenig stutzig. Was bedeutet „fit“ für einen Mann der schon jahrelang auf Bergen und in unglaublichen Höhen unterwegs ist. Flo meint wir haben nicht viel zu verlieren und wenn es nicht klappt drehen wir einfach um. Die ersten Kilometer sind easy, wir laufen vor uns hin und genießen die atemberaubende Landschaft. Aber als wir den gletscherbedeckten Bergen immer näher kommen erschwert uns die dünne Luft den Weg. Mittlerweile auf über 4.200 Meter unterwegs zu sein scheint dann doch nicht ganz unserer Natur zu entsprechen, wenn man bedenkt das der Roggelskopf gerademal 2284 Meter hoch ist. Flo hat es noch zusätzlich schwer, da er mich die ganze Zeit motivieren und mein Jammern ignorieren muss. Zum Glück hat es mein Ego nicht zugelassen mich weit hinter Flo fallen zu lassen haben wir gemeinsam den See erreicht. Der blaue Gletschersee und die 6.000 Meter hohen, schneebedeckten Gipfel belohnen uns mit ihrem unglaublich schönen Anblick. Leider habe ich den Akku von der Kamera vergessen, somit muss ich euch mit Handy-Fotos vertrösten. Normal hätte ich mich sehr über mich selbst geärgert aber in diesem Moment ist mir alles völlig egal. Wir sind einfach glücklich und genießen die faszinierende Natur, verweilen noch ein wenig beim See bis uns eiskalt ist und laufen retour zum Auto. Erst hier fällt uns auf das wir nicht einmal zu Mittag gegessen haben, wir kochen uns Wurstnudeln, die schon lange nicht mehr zu gut geschmeckt haben wie heute. Eine kalte und kurze Nacht vergeht bis wir von lärmenden Fahrzeugen geweckt werden. Als wir uns aus dem Bus wagen sehen wir, dass wir schon zugeparkt worden sind. Unser weißer Bus gleicht den Touri-Vans so sehr das die Fahrer dachten wir gehören zu ihnen. Ich gehe durch und zähle 42 Busse auf zwei Parkplätzen alle mit mindestens 10 Sitzplätzen. Ihr könnt euch ja denken was da oben heute los sein muss. Dankbar das wir das Privileg hatten diesen wunderschönen Ort nur mit einer Hand voll Menschen besucht haben zu können machen wir uns auf den Weg bergab. Unterwegs gabeln wir noch einen tschechischen Backpacker auf, der die Mitfahrgelegenheit gerne nutzt.

Mittags winken wir drei dann lächelnd der Dame von der Straßensperre zu, heute schenkt sie uns sogar ein müdes Lächeln.

 


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