# 42 CAMERON, CERRO SOMBRERO

Oktober 2022

Nach einer weiteren Fährenüberfahrt kommen wir auf Feuerland an – nur Feuer können wir keines entdecken. Die Insel hat in unseren Augen viel mehr mit Wasser als mit Feuer zu tun. Allerdings sahen das Magellan und seine Männer 1520 bei der Erkundung der Magellanstraße anders, sie entdeckten nachts vom Schiff aus einige Feuer die in den kleinen Siedlungen brannten und nannten das Land daher Feuerland. Wir wollen auf dem Weg nach Ushuaia natürlich auch noch die Insel Feuerland besser kennenlernen. Also verlassen wir die Hauptroute und machen uns auf nach Cameron. Auf dem Weg in den verschlafenen Küstenort nehmen wir einen Bauern mit der noch einen weiten Fußmarsch im Regen vor sich gehabt hätte. Er ist heilfroh das wir ihn aufgegabelt haben und sein dankbares, zahnloses Lächeln entschädigt den nassen Beifahrersitz und den Feuchten-Bockigen-Schafstall-Geruch den wir Tage später noch im Fahrerhaus riechen können. In Cameron ist nichts los, neben der kleinen Schule gibt es einen Einkaufsladen aber das war es dann auch wieder mit der Infrastruktur. Neben dem Gemeindehaus steht ein kleiner Wohnwagen, der als mobile Zahnarztpraxis für die Umgebung genutzt wird, vielleicht sollte der kleine Bauer hier mal vorbeischauen 😉. Hier ist es nicht wie in Bludenz und man kann zwischen mehreren Zahnärzten wählen, die Bewohner sind schon glücklich, wenn im Notfall einer verfügbar ist. Natürlich fallen wir in dem Hundert-Seelen-Dorf auf und ziehen einige neugierige Blicke auf uns, aber wir fühlen uns willkommen, wir werden nett begrüßt und fühlen uns direkt wohl. Nur ein paar übermütige Kinder versuchen uns aus der Fassung zu bringen. Abends klopft es immer wieder hinten am Bus, wenn wir rausschauen sehen wir eine Bande Kinder kichernd wegrennen. Die Strategie es zu ignorieren funktioniert nicht, bald wird ständig unser Stromkabel ausgesteckt und die Bande wird immer frecher. Also schleiche ich mich aus dem Bus und finde ihr Versteck heraus. Als sie nicht damit rechnen schleiche ich mich von hinten an und erschrecke sie mit einem gewaltigen Schrei. Alle schrecken auf und rennen im hohen Bogen weg, danach war Ruhe 😂. Und wir können uns endlich niederlegen und machen uns am nächsten Tag auf zur Reserva Natural Pingüino Rey. Das ist der einzige Ort in Südamerika an dem man Königspinguine beobachten kann. Dank einer Rallye ist die Verbindung zur Hauptstraße den ganzen Tag gesperrt, also haben wir das Reservat für uns alleine. Wir können aus der Ferne die wunderschönen Tiere beobachten, selbstverständlich mit einem gesunden Abstand um ihre Ruhe zu wahren. Die Pinguine haben sich hier überraschenderweise in den letzten 30 Jahren wieder angesiedelt. 500 Jahre alte Pinguin-Knochenfunde belegen das sich hier vor langer Zeit schon mal eine Kolonie befunden hat. Der innere, angeborene Instinkt hat sie nun wieder zu diesem Ort zurückgeführt. Allerdings haben sie heute mit ganz anderen Gefahren als früher zu kämpfen. Aufgrund der Schafhaltung besiedeln heute auch Füchse das Gebiet, diese sind mittlerweile Hauptfeind Nummer eins der Pinguine geworden. Die Königspinguine sehen den Fuchs noch nicht als Gefahr an, da sie in zu wenig kennen. Das macht sie zu einer sehr leichten Beute, von knapp 30 geschlüpften Pinguinen haben dieses Jahr nur 2 überlebt. Unglücklicherweise sind die Königspinguine auch noch eine der wenigen Arten die andere Eier und Junge nicht adoptierten, wenn also der Fuchs oder die Robben ein Elternteil erwischen bedeutet das auch das Todesurteil für die Kleinen. Trotz aller Widrigkeiten freuen sich die Bewohner von Feuerland über die Rückkehr der Königspinguine und versuchen durch das Reservat ihren Lebensraum zu schützen. Ich hätte es mir nie erträumt diese Tiere einmal in freier Natur bestaunen zu dürfen. Wir sind ganz entzückt von den schönen Geschöpfen, der atemberaubenden Küste und der friedlichen Ruhe die wir hier genießen dürfen. Aber jetzt geht’s weiter zum langersehnten Ziel: Ushuaia. 😊


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# 43 USHUAIA

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# 41 RUTA 9