# 41 RUTA 9
Oktober 2022
Der siebte Grenzübergang steht an. Wir überqueren die wenig frequentierte Mini-Grenze von Argentinien nach Chile mit dem Ziel: Nationalpark Torres del Paine. Nach der Ruta 7 (Carretera Austral) wollen wir nun auch noch die Ruta 9 meistern. Also starten wir in Cerro Castillo bei Kilometer 291, das Ziel ist Punta Arenas bei Kilometer 0. Aber bevor wir in den äußersten Süden von Chile vordringen machen wir noch einen Abstecher in einen der bekanntesten Nationalparks der Welt - dem Torres del Paine mit seinen markanten Berg-Spitzen. Alle paar Tage erleben wir einen krassen Tapetenwechsel, immer wieder wechseln wir zwischen trockener, flacher patagonischen Steppe und schroffer Anden-Bergwelt. Gerade hier am Bergmassiv genießen wir die wunderbare Aussicht, die schönen Felsen und die wilden Wälder mit uralten Bäumen. Nur die Nächte gehen hier wenig erholsam von statten, der Wind bläst wie verrückt. Ich habe noch nie im Leben so starke Böen erlebt. In den Nächten werden wir im Bus ordentlich durchgeschüttelt und der Wind pfeift ununterbrochen. Auch die Autotüren müssen wir sehr bedacht öffnen, oft ist es nötig die Tür mit beiden Händen zu halten, damit sie der Wind nicht aus dem Scharnier hebelt. Besonders hier in Feuerland merkt man das die Natur um einiges gewaltiger als zu Hause ist. Je mehr wir uns Kap Hoorn nähern, desto unberechenbarer wird das Wetter. Wir besuchen Puerto Natales und machen uns dann auf nach Punta Arenas. 120.000 Menschen wohnen hier an der Magellanstraße, was sie zur südlichsten Großstadt der Welt macht. Es ist ein rauer Charme, den Punta Arenas ausstrahlt. Die stattlichen Herrenhäuser aus den Jahren des Schafwolle-Booms zieren die Straßen rund um die Plaza de Armas, ansonsten findet man eher verblasste Hafenanlagen und Lagerhallen. Die Stadt ist heute immer noch sehenswert, allerdings merkt man das sie die goldenen Zeiten hinter sich hat. Von den hohen Erträgen der Schafwolle und dem Kapital der Robbenfettgewinnung ist nicht mehr viel übrig. Ich verschlinge hier etliche Berichte zu den Entdeckern und Naturforschern dieser Region, besonders die von Ferdinand Magellan, Charles Darwin, Alexander von Humboldt und etlichen anderen legendären Männern. Leider keine Frauen… gottseidank haben sich diese Zeiten geändert! Besonders die mutigen (in meinen Augen völlig verrückten) Antarktis-Forscher ziehen mich in den Bann. Unglaublich zu welcher Zeit und mit welcher Ausrüstung sie sich hier zum Dienste der Wissenschaft in völlig ungewisse Expeditionen aufgemacht haben. Als ich in der Stadt vor alten Hotels stehe, versuche ich mich in die Forscher hineinzuversetzen. Wie muss sich wohl Ernest Shackleton gefühlt haben als er hier in seinem Bett lag und daran dachten, dass morgen früh sein Schiff ins Unbekannte ablegt. Alles super spannend, ich habe mir fest vorgenommen genau diese Geschichten irgendwann einmal meinen Kindern mal vor dem Schlafengehen vor zu lesen. Für uns geht’s jetzt wieder nach Argentinien, dann wieder nach Chile und dann ein letztes Mal nach Argentinien. In Grenzübertritten sind wir mittlerweile erprobt. Von Nervosität wie anfangs können wir nicht mehr berichten. Besonders hier wird uns wiedermal klar wie komfortabel unsere EU ist, die Grenzübertritte zu Hause sind völlig unkompliziert, es gibt keine lästigen Währungswechsel und nicht so viel Bürokratie. Egal wie klein die Grenze hier ist, es gibt keine Ausnahmen. Wir müssen uns immer brav an- und abmelden, aber langsam sind wir darin schon routiniert. Ich bin mittlerweile sogar so frech und schmuggle unser Obst und Gemüse unter dem Beifahrersitz über die Grenzen 😁. Es nervt immer knapp einzukaufen und alles vor der Grenze aufzubrauchen und zu verkochen. Ich bin ja kein Narco-Trafficante, meine Gurken haben mit dem weißen Pulver wenig gemein. Bis jetzt lief an den Grenzen zum Glück immer alles glatt. Nur unser Gemüse dürfen sie nicht erwischen…😎
Torres del Paine







Punta Arenas







